Eine Arbeit aus Liebe
Ruhige Feldwege, unberührte Natur, mittelalterliche Städte - der Schwarzwald bietet herrliche Radwege. Die Hügel können jedoch eine echte Herausforderung für das Vergnügen darstellen - wenn man mit einem normalen Pedalrad unterwegs ist.
Vor diesem Dilemma stand die Frau von Dr. Wilhelm Binder jr., dem Sohn unseres Firmengründers Dr. Wilhelm Binder. Sie liebte es, mit ihrem Fahrrad zu fahren, aber die großen Höhenunterschiede im Schwarzwald brachten sie an ihre konditionellen Grenzen. Wilhelm, ein großer Erfinder von elektromagnetischen Bauteilen, beschloss daher, das Fahrrad mit einer Batterie und einem Elektromotor auszustatten. Dazu brachte er einen Drahtkorb mit einer Batterie über dem Vorderrad des Fahrrads an. Unter dem Sattel wurde eine Steuerelektronikbox befestigt, während am Lenker ein selbst entworfenes "Cockpit" mit einem Display montiert wurde, das die Geschwindigkeit, die zurückgelegte Strecke und die Gesamtstrecke anzeigt. Außerdem installierte er einen Gleichstrom-Handregler am Drehgriff des rechten Lenkers und einen Robert-Bosch-Motor an der Hinterradnabe.
Hercules nimmt es landesweit auf
Das Fahrrad blieb ein Prototyp, bis Binder 1987 einen Lizenzvertrag mit Hercules, einem führenden Fahrradhersteller in Deutschland, über die weltweiten Nutzungsrechte unterzeichnete. Hercules brachte das erste kommerzielle Modell - das Hercules Electra - in den Jahren 1988-1989 auf den Markt. Ausgestattet mit einem in den Gepäckträger integrierten Akku und einem Nabenmotor mit Scheibenbremsen hinten, galt sein revolutionäres Design als echte Weltneuheit.
Die Verbraucher konnten sich jedoch nicht sofort für das Electra begeistern. Sie sahen einfach keinen Bedarf für ein Elektrofahrrad und empfanden das Aufladen am Abend als zu mühsam. Außerdem galt das E-Bike wegen des Gleichstrommotors, der sich mit einem Drehgriff am Lenker einschalten ließ, als "gefährliches Fahrzeug". Das bedeutete, dass ein Führerschein, eine Moped-Haftpflichtversicherung und ein Versicherungskennzeichen Pflicht waren. Doch der 0,5 PS/0,36 kW starke Motor erreichte maximal 20 km/h: etwas weniger als die anvisierten Käufergruppen wünschten.
Dennoch erfreute sich dieses pragmatische, clevere Konzept mit der Zeit großer Beliebtheit und gilt bis heute als E-Bike-Pionier. Noch heute sind viele Electra-E-Bikes auf den Straßen unterwegs!
Wer war eigentlich Dr. Wilhelm Binder jr. und was hat das mit Kendrion zu tun? Der Sohn des Binder-Magnete Firmengründers Dr. Wilhelm Binder sen. übernahm 1953 das Unternehmen von seinem Vater. Im Jahr 1997 wurde Binder-Magnete von Schuttersveld übernommen, das 2001 in Kendrion umbenannt wurde.
Am 7. Februar 2014 schenkte ein Verwandter von Dr. Wilhelm Binder jun. das umgebaute E-Bike von Frau Binder dem Franziskanermuseum in Villingen-Schwenningen, wo es als Teil des städtischen Erbes sicher aufbewahrt wird. Ein herzliches Dankeschön an Ina Sahl, die als Restauratorin im Museum arbeitet und uns diese interessante Hintergrundgeschichte mitteilte!
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