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Autor
Tobias Engelke& Frank Dittrich
8 min. Lesezeit

Wenn ein Generationswechsel ansteht, ist in vielen Bereichen damit auch ein Ă€ußerer Wandel verbunden. So auch bei uns: wir haben eine neue Form gewĂ€hlt, um unser Wissen aus zwei Generationen von Ingenieuren mit Kunden und Mitarbeitern zu teilen. Mit Bildern im Kopf ist Technik nicht nur fĂŒr Ingenieure, sondern fĂŒr alle greifbar. Daher möchten wir im Folgenden 9 Begriffe, die im Lehrbuch ĂŒber Industriebremsen stehen, einfach anhand von alltĂ€glichen Beispielen vorstellen.

 

‚Fail‘ ist die englische Übersetzung fĂŒr Versagen, Scheitern oder Ausfall – vor allem junge Leute assoziieren damit in erster Linie Internetvideos zu StĂŒrzen und UnfĂ€llen. Damit unsere Bremsen nicht in einem solchen Fail-Video prĂ€sentiert werden können, sind sie nach dem Fail-Safe-Prinzip ausgelegt. Dies bedeutet, dass die Bremsen das Moment aufbauen, sollte es zu einer Störung in der elektrischen Ansteuerung, einem Kabelbruch, einem Stromausfall oder Ă€hnlichem kommen. Dies unterscheidet die industriellen Bremsen deutlich von den Funktionsbremsen z. B. an Fahrzeugen  â€“ hier greift auch ein Fail Safe Prinzip durch eine 2-Kreisigkeit, jedoch greift die Bremse nur bei einer aktiven Bedienung durch den Fahrer. Ausnahme: Bei GetrĂ€nkeeinkaufs- oder Koffertransportwagen wird hĂ€ufig auch das Fail Safe Prinzip angewendet, so dass die Bremse aktiv gelöst werden muss, wenn der Wagen bewegt werden soll.

 

Halten und Stoppen ist doch das Gleiche, oder? Warum gibt es eine Haltebremse mit (Not)-Stopp Funktion? Dies liegt in der Feinheit der Wortwahl: Anhalten und Stoppen sind synonym zu verwenden und beschreiben den Vorgang der negativen Beschleunigung. Halten ist dagegen das Verharren in einer Position.

Das Wirkprinzip der Federkraftbremse, dass durch Druckfedern eine axiale Kraft auf die ReibbelÀge aufgebracht wird und so ein Bremsmoment erzeugt wird, gibt es schon recht lange. Dabei wird die Bewegungsenergie des Motors und der zu bremsenden Last in WÀrmeenergie umgewandelt. Diese Bremsen bezeichnete man als Betriebsbremse.

In der heutigen Zeit ĂŒbernimmt diese Anhaltefunktion hĂ€ufig der Motor mit der dazugehörigen Steuerung. Die Bremse hat dann die Aufgabe die Massen in einer bestimmten Position zu halten. Eine Bremsung erfolgt nur noch aus sehr geringen Drehzahlen, um ein “Durchsacken” der Last zu verhindern oder zum Halten in einer Parkposition. Die Funktion der Betriebsbremse, eine bewegte Masse zu bremsen und anschließend zu halten, wird nur noch im Notfall, beispielsweise bei Defekten im Antriebssystem, benötigt. 

 

Der organische Reibbelag ist das Herz der Federkraftbremse. Mit ihm steht und fĂ€llt deren sichere Funktion. Organische ReibbelĂ€ge bestehen aus einer Kohlenstoffverbindung – meist einem Kautschuk und/oder Kunstharz als Bindematrix sowie verschiedenen Zusatzstoffen, die die Lebensdauer und den Reibwert beeinflussen. Durch verschiedene Faktoren wie Drehzahl, Umgebungstemperatur, spezifischer WĂ€rmeleistung und Schaltzeiten kann die Auswahl eines optimierten Reibbelages notwendig sein und durch Kenntnis der entsprechenden Einflussfaktoren können wir immer eine kundenoptimale Lösung ableiten und die passenden ReibbelĂ€ge anbieten.

Anorganische ReibbelĂ€ge hingegen bestehend hĂ€ufig aus Sintermaterialien, Keramiken oder aus Stahl. Üblicherweise sind die Reibwerte bei solchen ReibbelĂ€gen niedriger als bei organischen ReibbelĂ€gen. Gerade in Applikation mit sehr hohen Drehzahlen und extremen Temperaturen finden diese ReibbelĂ€ge jedoch ihre Anwendung. Aufgrund des Herstellprozesses sind anorganische ReibbelĂ€ge meist teurer als organische und erfordern einen aufwĂ€ndigeren Einlaufvorgang, um die optimale Bremswirkung zu erzielen.

 

Jeder kennt Reibung bei der Arbeit – Konflikte und Diskussionen gibt es ĂŒberall. Meistens ist Reibung nicht gewollt, weder zwischenmenschlich noch technisch, da Reibung zusĂ€tzliche Energie benötigt und hĂ€ufig als Verlustleistung gesehen wird. In Lagerungen und Dichtungen wird durch unterschiedlichste Verfahren versucht, die Reibung zu optimieren, was bedeutet, dass man versucht die Reibung zu reduzieren. Reibung kann jedoch auch gewollt und hoch sein, z. B. bei beim Fahrzeugreifen, um Kurven zu fahren oder das Fahrzeug bremsen zu können. Der hohe Reibwert hilft, Bremsen kompakt und energieoptimiert auslegen zu können.

Reibarbeit ist die kurze Schreibweise der Reibungsarbeit und beschreibt die Arbeit, die durch Reibung verursacht wird. Die Reibarbeit, bei Bremsen auch Schaltarbeit genannt, findet statt, wenn aktiv aus der Bewegung abgebremst wird, nicht jedoch bei Verwendung als reine Haltebremse. Im Falle einer Federkraftbremse kann die Reibarbeit durch die Multiplikation der Federkraft, des Reibwertes und des zurĂŒckgelegten Reibweges ermittelt werden. Da bei der Reibung auch Verschleiß auftritt, ist nur eine begrenzte Anzahl von BremsvorgĂ€ngen möglich, bis die Bremse gewartet oder getauscht werden muss, was in den technischen Unterlagen der Bremsen wiederzufinden ist.

 

SpĂ€testens seit der Covid-Pandemie hat ein jeder eine Vorstellung von LĂŒftzeiten - alle 20 Minuten fĂŒnf Minuten lĂŒften. In Bezug auf Bremsen hat die LĂŒftzeit jedoch eine andere Bedeutung. Das LĂŒften einer Bremse bezeichnet den Vorgang des Öffnens oder des Trennens der Bremse. Das heißt, die Normalkraft, die auf die Bremse wirkt, wird so reduziert, dass ein nahezu reibungsfreies Verdrehen des Bremsrotors zum Magnetteil der Bremse ermöglich wird und z. B. der Motor frei drehen kann. Somit ist die LĂŒftzeit (Trennzeit) die Zeit (t2), bis die Bremse vollstĂ€ndig geöffnet ist.

Im Gegensatz dazu wird der Vorgang des Schließens auch als „VerknĂŒpfen“ bezeichnet. Die Dauer des Schließvorgangs wird ĂŒber die VerknĂŒpfungszeit (t1) dargestellt. Diese setzt sich aus dem Ansprechverzug (t11 - Zeit vom Ausschalten des Stroms bis zum Bremsmomentanstieg), und der Anstiegszeit (t12 - Zeit vom Beginn des Drehmomentanstiegs bis zum Erreichen von 90 % des Nennmoments) zusammen.

 


 

HĂ€ufig wird der KĂŒhlschrank als magnetische Pinnwand verwendet – zum AufhĂ€ngen von Adresslisten, Einkaufszettel oder Flyern von Lieferdiensten. Der erste Pizza-Flyer lĂ€sst sich mit einem Magneten noch gut halten. Je mehr Flyer es werden, desto grĂ¶ĂŸer wird der Abstand und somit die wirksame Kraft des Magneten - bis die Flyer zu Boden fallen. Der Abstand – auch RĂŒckstand genannt – bestimmt also die Anziehungskraft des Magneten.

Gleichermaßen wird das Arbeitsvermögen einer Federkraftbremse unter anderem durch die GrĂ¶ĂŸe des Außen- und Innenpols des Magnetkreises bestimmt. Durch die geometrische Gestaltung der PolflĂ€chen können die LĂŒft- und VerknĂŒpfzeiten beeinflusst werden. Dabei spielt der PolrĂŒckstand – ein beabsichtigter RĂŒckstand des Innenpoles gegenĂŒber dem Außenpol – eine entscheidende Rolle. Mit diesem PolrĂŒckstand kann die VerknĂŒpfzeit reduziert werden und dadurch ein schnellerer Aufbau des Bremsmomentes erzielt werden. Allerdings muss dabei berĂŒcksichtigt werden, dass durch diesen PolrĂŒckstand auch eine VerlĂ€ngerung der LĂŒftzeit einhergeht.

 

Das Wort Zahnzwischenring verbindet man beim ersten Hören gerne mit dem „glĂ€nzenden“ LĂ€cheln von Teenagern, einem GerĂ€t zur Zahnreinigung oder einem Zahnarztinstrument.

TatsĂ€chlich ist der Zahnzwischenring ein Alleinstellungsmerkmal aus dem Hause Kendrion INTORQ, welcher zur Reduzierung von LaufgerĂ€uschen und zur Erhöhung der Lebensdauer von Verzahnungen, die in Bremsen zur Übertragung des Momentes von der Welle auf den Bremsrotor verwendet wird. Dieser dĂŒnnwandige, wellenförmige Ring wird zwischen Nabe und Rotor gesteckt, die ĂŒblicherweise ĂŒber ein Zahnwellenprofil ausgefĂŒhrt werden.

 

FĂŒr den Betrieb mobiler, akkubetriebener GerĂ€te, wie Smartphones, Notebooks oder Akkuschrauber, wird die typische Wechselspannung (230 V AC, 50 Hz) aus dem Stromnetz in eine Gleichspannung (beispielsweise 5 V DC) gewandelt. Auch unsere modernen Federkraftbremsen werden mit Gleichstrom betrieben. Die Stromversorgung im Industriebereich erfolgt ĂŒber die öffentlichen Netze allerdings mit Wechselstrom. Es ist also erforderlich die vorhandene Wechselspannung umzuwandeln in eine nutzbare Gleichspannung. Diese Umwandlung erfolgt z. B. durch einen BrĂŒckengleichrichter, bei dem die Dioden entsprechend der Graetz-Schaltung angeordnet sind. Bei der BrĂŒckengleichrichtung wird der negative Teil des Wechselstromes in einen positiven Anteil umgewandelt. Im Gegensatz dazu wird auch ein Einweg-Gleichrichter verwendet, der den negativen Teil des Wechselstromes abschneidet. Die effektive Spannung bei der BrĂŒckengleichrichtung ist um das Doppelte höher als die effektive Spannung der Einweg-gleichrichtung. Eine Kombination aus diesen beiden Gleichrichtern ist der BrĂŒcke-Einweg-Gleichrichter. Mit Hilfe dieses Gleichrichters kann bei entsprechender Auslegung der Spulenspannung eine Übererregung oder eine Haltestromabsenkung realisiert werden.

 

Kurz vor Weihnachten oder auch vor dem anstehenden Geburtstag kennt man das PhĂ€nomen, dass Kinder sehr aufgeregt, quasi ĂŒbererregt sind. Dieser Zustand dauert meist nur kurze Zeit: Sind die Geschenke verteilt, ist der Normalzustand schnell wieder erreicht. Auch bei Bremsen lĂ€sst sich eine temporĂ€re Übererregung erzeugen, indem kurzfristig die Spannung erhöht wird. Durch diese Spannungserhöhung können stĂ€rkere Federn eingesetzt und somit ein höheres Reibmoment erzeugt werden. Danach kann die Spannung wieder auf den Bemessungswert abgesenkt und somit Energie gespart werden. Um eine Überhitzung der Bremse zu vermeiden, ist der Zustand der Übererregung immer nur fĂŒr kurze Zeit möglich. Warum ist das möglich? Der Abstand zwischen dem MagnetgehĂ€use und der Ankerscheibe ist im eingefallenen Zustand groß und stört den Magnetfluss, daher wird ein großer Strom zur ÜberbrĂŒckung des Luftspaltes benötigt. Wenn die Ankerscheibe im gelĂŒfteten Zustand am MagnetgehĂ€use anliegt, somit der Abstand sehr gering wird, kann der Strom abgesenkt und die Ankerscheibe dennoch sicher gehalten werden.

 

Sind Sie neugierig auf die Industriebremsen von Kendrion? Finden Sie eine große Auswahl an Bremsen auf unserer Webseite!


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Autor
Tobias Engelke & Frank Dittrich
Tobias ist R&D-Ingenieur und Teamsprecher fĂŒr das Industrial Brakes (IB) Platforms & Technologies Team. Er organisiert und verantwortet die fachlichen Themen rund um die Plattformprodukte sowie neuer Technologien und Standards bei Industrial Brakes.
Tobias ist seit 13 Jahren in der Antriebstechnik tĂ€tig. Er hat in Hannover Maschinenbau studiert und seine Doktorarbeit zum Thema "Tribologie von Dichtringen" geschrieben. Seine Leidenschaft gilt der Technologie und Innovation sowie grĂŒner Energie.
In seiner Freizeit fĂ€hrt Tobias gerne Mountainbike und wandert, verbringt Zeit mit seiner Familie, fotografiert und spielt Dart. Außerdem liebt er es, alte Dinge zu reparieren und ihnen ein neues Leben einzuhauchen.


Frank ist R&D-Ingenieur und Mitglied des Teams Platforms & Technologies bei Industrial Brakes. Er ist verantwortlich fĂŒr die Entwicklung und Serienbetreuung von Federkraftbremsen sowie fĂŒr deren ATEX-, UL- und CSA-Zertifizierung.
Er studierte Maschinenbau mit der Fachrichtung Konstruktionstechnik an der TU Dresden und hat anschließend in mehreren Firmen als Konstrukteur Berufserfahrung gesammelt. Seit 1994 ist er als Konstrukteur in der Entwicklung von Federkraftbremsen tĂ€tig - zunĂ€chst bei der Lenze AG und dann bei der INTORQ GmbH.
Frank ist ein echter Sportfan. Er fĂ€hrt gerne Rad, wandert und segelt auch gerne. Außerdem interessiert ihn alles rund um Technik und vor allem Modelleisenbahn Konstruktion.